Die Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose

Die Spinalkanalstenose kommt häufig vor, jedenfalls bei meinen Patienten. Die Spinalkanalstenose (eine Verengung) kann ernste Komplikationen im Laufe solcher Erkrankungen, wie z. B. Bandscheibenvorfälle hervorrufen. Lassen Sie uns für ein besseres Verständnis die verlaufenden Prozesse betrachten. Was ist eine Spinalkanalstenose und warum ist sie gefährlich?

Eine Stenose ist eine angeborene oder erworbene anomale Verengung des Lumens von einem hohlen Organ z.B. Speiseröhre, Darm, Blutgefäße) oder einer Öffnung zwischen den Hohlräumen (z. B. bei Herzfehlern). Eine Spinalkanalstenose ist seine pathologische Verengung des Spinalkanals.

Wegen anatomisch- physiologischen Besonderheiten des Spinalkanals, der ein Behälter und gleichzeitig eine schützende Hülle für das Rückenmark ist, kann bereits eine kleine Verengung für das Rückenmark fatal werden, z.B. kann bei einer Bildung einer absoluten Spinalkanalstenose das Rückenmark zusammen mit Arterien komprimiert (zusammengedrückt) werden. Das führt zu einer Ischämie (griech. ischo- „verzögere, stoppe“ und haima – „ Blut“; eine Minderung der Blutversorgung einer Körperregion, eines Organs oder eines Gewebes infolge einer Minderung oder Ausfall von arterieller Durchblutung) von den Teilen des Rückenmarks, wenn die Durchblutung durch die eingeklemmten Gefäße blockiert ist.

Noch am Ende des 19.Jahrhunderts, genauer gesagt 1880, schrieb M. Litten in seiner Arbeit, dass das Rückenmark zu ischämischen Verletzungen und Sauerstoffmangel empfindlicher als andere Gewebearten ist. Dem russischen Neurologen L.M.Pussep, einem Schüler von Bechterew und einer der ersten Neurochirurgen gelang es in einem Tierexperiment zu zeigen, dass eine kurze Rückenmarkischämie eine Nekrose (Absterben) der Nervenzellen der Vorderhörner des Rückenmarks hervorruft. Die Entstehung von Schmerz-, Wurzel- und Gefäßsyndrome (wie Myelo-, Radikulo-, oder Myeloradikuloischämie) ist durch eine zusätzliche Störung der Liquorodynamik und eine Entwicklung von einer Epiduritis und einer Arachnoiditis (bedingt durch die Kompression der Hüllen des Rückenmarks) mitverursacht.

Nach der Klassifikation von Dr. I. Stephen, die von Mehrheit der Autoren angewendet wird, gibt es, wie ich bereits erwähnte, zwei Typen der Spinalkanalstenose. Typ 1 ist angeboren, wird noch als eine ideopathische Stenose, d.h. ohne Ursache (oder unklarer, unbekannter Ursache) genannt. Der 2. Typ ist eine erworbene, d.h. durch degenerativ- dystrophischen Prozesse in der Wirbelsäule, posttraumatisch oder durch andere, zu einer Stenosierung (Verengung) des Spinalkanals führende Ursache, bedingte Spinalkanalstenose.

Z. B. führt ein zentraler nur 6 mm großer Bandscheibenvorfall in dorsaler Richtung im Bereich der Lendenwirbelsäule, wo der sagittale Durchmesser des Spinalkanals 15 mm beträgt, zu einer Typ 2 (erworbenen) Spinalkanalstenose und kann ernste Komplikationen verursachen. Bei einer Typ 1 (angeborenen, siehe MRT N° 43) Stenose kann, z. B. bei einem sagittalen Durchmesser des Spinalkanals von 12 mm, sogar eine 3 mm große Bandscheibenprotrusion zu einer Beinschwäche, einer Muskelatrophie oder zu, bereits 1911 von Dejerine beschriebener „ Claudicatio intermittens spinalis“ führen. Ein normaler sagittaler Durchmesser des Spinalkanals beträgt mehr als 15mm im Lendenwirbelsäulenbereich, bei einem Durchmesser von 15 bis 11 mm spricht man von einer relativen, beim Durchmesser kleiner 10 mm von einer absoluten Spinalkanalstenose.

Für ein besseres Verständnis vergleichen wir die folgenden MRT- Bilder.

Die Spinalkanalstenose

MRT N°42 - dieses Bild ist hier als „Normvariante“, für den Vergleich mit weiteren Bildern von Lendenwirbelsäule ( LWS ) vorgestellt.
Das МRТ – Bild №43 zeigt eine angeborene absolute Spinalkanalstenose (Typ 1) im LWS- Bereich.
Das МRТ – Bild №44 zeigt eine erworbene absolute Spinalkanalstenose (Typ 2) im LWS- Bereich.

Wenn Sie Das Bild N° 44 betrachten, können sie erkennen, wie ein «einfacher» degenerativ- dystrophischer Prozess zur Entstehung einer absoluten Stenose (Typ 2) mit einer kompletten Kompression des Spinalkanals in Höhe von L2- L3 und L4- L5, Bildung von knöchernen Wucherungen und einer Retrolisthese (einer Wirbelverschiebung nach hinten) des Wirbelkörpers von L5, führen kann. Dieser Patient hat ernste Probleme mit den Beinen („Paraplegie“- eine beidseitige Beinlähmung) und eine Funktionsstörung der Beckenorgane. Das Einzige, das diesem Patienten noch helfen kann ist eine Operation – eine Dekompression des Spinalkanals. Übrigens, wurde die erste Operation dieser Art, eine sogenannte dekompressive Laminektomie im Lendenwirbelsäulenbereich, im Jahr 1900 bei einem Patienten mit den o.g. Störungen, durchgeführt. Es ist besser das Fortschreiten einer Krankheit vorzubeugen, dass es für die Anwendung der Neurochirurgie nicht zu spät ist, dazu folgendes Sprichwort: „ Derjenige ist nicht weise, dem die Wissenschaft keinen Nutzen bringt“.

Aus dem Buch „Osteochondrose für einen professionellen Patienten“ vom Professor Igor Michailovitch Danilov, Akademiemitglied, dem Autor der Vertebrorevitologie- Methode.